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food love | brotzeit mit dem bunten bentheimer von kalieber und ein interview mit sarah dhem

brotzeit mit wurst von bunten bentheimer und ein interview mit sarah dhem von KALIEBER | luzia pimpinella
ja! wir essen gern fleisch! daraus mache ich auch kaum ein geheimnis, so oft wie ich hier im blog unsere leidenschaft fürs GRILLEN ausbreite. genau so wie für tolle grillrezepte, können wir uns auch für eine deftige brotzeit mit richtig guter wurst, schinken und käse begeistern. das hat offensichtlich auch sarah dehm von MUDDIS geahnt, als sie

mir vor einer weile eine persönliche mail schrieb. ich war überrascht, denn ich hatte sarah bis dato nur als nähblogger-kollegin wahrgenommen. viele von euch kennen sie vielleicht, weil ihr schon einmal bei kollektiven nähprojekt RUMS teilgenommen habt!? nicht alle wissen aber, dass sie nicht nur leidenschaftlich gern an der nähmaschine sitzt, sondern auch ebenso leidenschaftlich gern wurst macht. ja wurst! denn sie ist fleischermeisterin und führt mit ihren lieben einen familienbetrieb, der ihr sehr am herzen liegt.

brotzeit mit wurst von bunten bentheimer und ein interview mit sarah dhem von KALIEBER | luzia pimpinella

sarah schrieb mir also und fagte mich, ob wir nicht lust hätten, ihre mit viel liebe und viel handarbeit produzierten wurstwaren einmal zu probieren. nun ja, wie ihr euch denken könnt, sie musste uns carnivoren nicht lange bitten, natürlich wollen wir das gern! inzwischen sind wir kunden von KALIEBER geworden. man schmeckt nämlich tatsächlich, dass hinter den produkten noch traditionelle fleischer-handwerkskunst steckt, die wir früher vom schlachter um die ecke kannten. heute, wo der “fleischer piepenbrink” um die ecke, der noch wusste, wo seine schweine im schlamm suhlten, zu einer aussterbenden rasse gehört, finde ich es großartig, dass es sowas doch noch gibt. denn die dhems arbeiten genau daran… dass ehrliches fleischerhandwerk mit
fokus auf qualität und geschmack nicht ausstirbt… und auch nicht die alten landrassen mit langer zuchtgeschichte, wie das bunte bentheimer schwein.  
nachdem und kalieber geschmacklich sehr schnell rumkriegen konnte, wurde ich natürlich neugierig. ich wollte von sarah mehr wissen. was steckt hinter eurem fleisch- und wurstwaren-label? worauf legt ihr wert? was treibt euch an? mein interview mit der wurstmacherin aus leidenschaft lest ihr heute hier… 

brotzeit mit wurst von bunten bentheimer und ein interview mit sarah dhem von KALIEBER | luzia pimpinella

ICH fragte: liebe
sarah, ganz herzlichen dank dass du hier bei mir ein paar fragen
beantworten magst. zuallererst einmal… wer und was steckt hinter
dem label KALIEBER? welche menschen und welche philosophie?

SARAH antwortete:
KALIEBER
ist fleischer-handwerkskunst aus lastrup im odenburger
münsterland. die köpfe dahinter sind mein mann mirko und ich. wir
haben einen extremen hang zum ehrlichen umgang mit lebensmitteln und
und fleisch und wurst im allgemeinen. ich selber lernte das
fleischerhandwerk von der pieke auf, ich bin fleischermeisterin. mein
opa {ein Fleischermeister} gründete unseren familienbetrieb 1948. mein papa {ein fleischermeister} übernahm die kleine fleischerei im
ort und baute sie aus. heute führen wir das unternehmen zu dritt,
mirko, papa und ich. wir sind ein familienbetrieb durch und durch,
mit vielen ausgebildeten fachkräften und menschen, die uns bis zu 45
jahre schon begleiten. der alteingesessene fleischerhandwerksbetrieb
ist mit qualität und handwerk gewachsen und bildet das fundament für
kalieber. mit ganz viel sinn für gute wurst, mit frischem humor und
mit höchstem qualitätsanspruch wollen wir ehrliche wurstwaren
herstellen, den geschmack wieder in den vordergrund stellen und
einfach wieder für handwerk und genuss begeistern. das alles auf
einer vertrauensbasis, das wir unseren job ernst nehmen und auch
können.
  
brotzeit mit wurst von bunten bentheimer und ein interview mit sarah dhem von KALIEBER | luzia pimpinella

ICH fragte: ihr
steckt sehr viel persönliche und handwerkliche leidenschaft in eure
wurst- und fleischprodukte. auf welche bist du besonders stolz und
warum?
SARAH antwortete:
hm, das ist schwierig! ich glaube, ich bin vor allem stolz
darauf, dass wir so eine gute leberwurst machen. denn damit hatte opa
mal angefangen und bei uns schmeckt die leberwurst auch noch, wie sie
muss. ich mag das nicht, wenn die so grisselt und da haben wir
einfach einen tollen geschmack. und dass wir eben diese alten
rezepturen auf neue produkte umgedacht bekommen, das macht mich
stolz! die Tomatenleberwurst mit sonnengetrockneten tomaten ist schon
echt eine nummer.
ICH: das finde ich
sehr witzig, dass du das sagst. Meine familie und ich haben uns ja
quasi durch euer sortiment durchprobiert und genau diese
tomatenleberwurst hat uns richtig aus den socken gehauen. und das,
obwohl wir hier seit jahren schon keine leberwurst mehr gegessen
haben! die ist also wirklich eine nummer.

SARAH:
grundsätzlich bin ich einfach darauf stolz, dass wir so viel mit der
hand arbeiten, dass wir unsere rohstoffe kennen, kontrollieren und
wertschätzend verarbeiten. es macht spaß aus dem tollen
lebensmittel fleisch etwas noch tolleres zu machen. da ist es fast
egal ob am ende eine zungenwurst, wiener würstchen, ein rohschinken
oder eben eine leberwurst heraus kommt.
brotzeit mit wurst von bunten bentheimer und ein interview mit sarah dhem von KALIEBER | luzia pimpinella

ICH fragte:
heutzutage steht man als jemand, der gerne fleisch ist, ja gerne mal
am öffentlichen pranger. fleischkonsum wird oft per sé verteufelt.
ich selbst habe schon ein paar mal in meinen  social media kanälen
lesen müssen, dass ich wohl für meine ernährungsart einmal in der
hölle schmoren werde. was denkst du über diese harten fronten
zwischen den verschiedenen ernährungsfraktionen?
SARAH antwortete:
ich halte einfach generell nichts von extremen – in allen
bereichen. die goldene mitte ist mir lieber und bitte mit viel
bewusstsein und ehrlichkeit für das, was man tut. ständig
schokolade, bier, wurst, blumenkohle oder sonstiges ist nicht gut,
aber ganz ohne ist auch doof. ich wünsche mir an dieser stelle zum
einen weniger emotionen in der diskussion zum einen und zum anderen,
dass vielleicht mal wieder jeder mehr auf sich selber schaut und auf
das, was er macht. wenn wir das alle machen und nicht immer nur die
anderen anprangern, dann ist schon viel gewonnen. warum sind wir
heute eigentlich alle der meinung, dass wir alles besser wissen als
die, die das als beruf gelernt haben und jahrelange erfahrung haben?
wir lesen einen tag in sozialen netzwerken und sind der bessere
politiker, schlachter, landwirt oder was auch immer. warum ist das
so? nicht umsonst haben viele berufe eine dreijährige
ausbildungszeit.
brotzeit mit wurst von bunten bentheimer und ein interview mit sarah dhem von KALIEBER | luzia pimpinella

ICH fragte: ich
esse sehr gern fleisch und werde das auch in zukunft tun. Ich
wünsche mir aber, dass fleisch wieder ein “kostbarerers gut”
werden würde, dass nicht mehr immer billiger und jeden tag auf dem
tisch kommen muss. ich bin pro-sonntagsbraten! du kommst aus dem
business… was muss sich deiner meinung nach in unserer gesellschaft
an bewusstsein und auch in der sicht auf fleischherstellung und
tierhaltung ändern?
SARAH antwortete:
die frage kann ich nicht pauschal beantworten. ich finde es
schade, dass “massentierhaltung” und “konvetionelles
fleisch” zu schimpfwörtern verkommen sind. wir alle haben diese
entwicklung die letzten 50 jahre begleitet und zu dem gemacht, was es
heute ist. mitsamt allen annehmlichkeiten, hundertausenden von
arbeitsplätzen und einer sicheren grundversorgung. es ist nicht
alles gut, definitiv nicht. aber dass nur horrorbilder verbreitet
werden, ist auch wenig hilfreich. aus branchensicht müssen wir
einfach die türen öffnen und zeigen, wie unsere arbeit
funktioniert. in der landwirtschaft und in der verarbeitung
gleichermaßen. und dann sind wir angewiesen auf einen verbraucher,
der genau das reflektiert und danach handelt. daran fehlt es aktuell
nämlich. jeder schreit nach mehr tierwohl, auch wenn er oder sie gar
nicht so genau weiß, was das heißt und wie der standard heute
einfach ist. aber die verkaufte menge im discount spricht eine völlig
andere sprache. nicht jeder kann oder will sich teureres, besser
gehaltenes fleisch leisten, darum ist es wichtig, dass die basis in
ordnung ist. die, die aber nach glücklichen tieren so lautstark
rufen, die müssen sich nur mal umhören. das wird an allen orten
bereits angeboten und die verkaufszahlen sind gelinde gesagt
bescheiden. nimm unsere BUNTEN BENTHEIMER als beispiel, die
brauchen einfach dieses “mehr” an platz, die wühlen im
stroh, dürfen raus, werden gefüttert mit dem, was der landwirt
selber anbaut. man müsste meinen, dass diese wurstsorten auf die
nächsten drei jahre ausverkauft sein müssten und dem ist eben nicht
so. ich weiß selber nicht, was wir in unseren köpfen ändern
müssen. ehrlich müssen wir sein, vor allem zu uns selber.
wir versuchen nach den
bentheimern nun noch einen zweiten schritt. gemeinsam mit einem hof
vor ort. wir werden dort nach und nach noch mal schweine einstallen,
die auch mehr platz bekommen, stroh und anderes futter. und dann bin
ich gespannt, ob wir käufer für dieses fleisch finden werden. ich
hoffe es sehr, denn es sind so viele in der branche, die gerne etwas
besser machen wollen. wir müssen es am ende des tages nur auch
verkaufen können.
brotzeit mit wurst von bunten bentheimer und ein interview mit sarah dhem von KALIEBER | luzia pimpinella

lieben dank sarah, dass du mir und auch meinen lesern ein paar fragen zur wurst auf meiner stulle beantwortet hast! zu hören, dass es viele gibt, die es gern besser machen wollen, ist großartig. nur ist auch mir ganz klar… wir müssen als verbraucher auch mitziehen! eine bessere transparenz der hersteller ist dabei eine ganz große entscheidungshilfe. danke also, dass du uns einen einblick in deine welt gewährt hast. 
nun, das thema fleisch ist ja ein sehr kontroverses und ich persönlich finde tatsächlich auch, dass leider oft mit sehr viel unsachlicher emotionalität geführt wird. deswegen möchte ich allen, die hier heute kommentieren möchten, schon mal ans herz legen, in der äußerung ihrer vielleicht komplett anderen meinung sachlich und fair zu bleiben. apropos fair… wer sich für das thema interessiert und gern noch mehr über sarahs sichtweise dazu wissen möchte, dem kann ich zwei folgen der talkrunde “hart aber fair” in der ARD mediathek zum anschauen empfehlen. HIER und HIER
habt einen schönen freitag und ein genussvolles wochenende! 
P.S. falls ihr jetzt appetit bekommen haben solltet und ihr über ein weihnachtliche brotzeit mit freunden und familie nachdenkt… am montag ist der letzte kalieber-versandtag vor weihnachten. ansonsten wirds vielleicht ein neujahrsbrunch. ;) 

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  • Anonymous
    18. Dezember 2015 at 11:16

    Liebe Nic,
    vielen Dank für deinen Mut zu diesem kontroversen Thema. Ich selbst liebe Fleisch und Wurst ebenfalls, und stelle ebenfalls fest das es wohl nicht mehr 'zeitgemäß' ist tierische Produkte zu essen. In einem anderen Blogbeitrag bin ich auf das Thema gestoßen 'Vegan ist auch keine Lösung' und finde mich dort wieder.

    Mach bitte weiter so.

    Herzliche Grüße,
    Natalie

    • Nic
      18. Dezember 2015 at 11:21

      vegan oder auch rein vegetraisch zu essen wäre für mich auch tatsächlich keine lösung. keine für mich persönlich und auch keine für die die allgemeine misere, dass menschen eben kein geld mehr für fleisch bezahlen wollen und sich da etwas ändern sollte.

  • sonja
    18. Dezember 2015 at 14:41

    Fleisch sollte sicherlich nicht jeden Tag auf den Tisch! Es ist für uns aber undenkbar Fleisch aus dem Speiseplan zu streichen. Wir durften ja die Köstlichkeiten von Kalieber kosten und wir sind uns einig: TOP!
    Sonja :-*

  • BB
    20. Dezember 2015 at 17:36

    Hut ab, Nic, dass du dieses emotional geladene Thama angepackt hast! Ich glaube nur dadurch, dass man über so Sachen redet, kann man zu einer Lösung kommen.
    Auch ich esse Fleisch, einmal weil es mir schmeckt, aber auch weil ich davon überzeugt bin, dass ohne Fleisch, einfach doch gewisse Nährstoffe fehlen.
    Allerdings stehe ich auch den Problemen der Massentierhaltung kritisch gegenüber (dafür sorgt schon meine äußerst konsequente vegetarische Tochter!). Und so gibt es hier auch nicht ständig Fleisch und vor allem nicht in riesigen Portionen. Lieber weniger, dafür bessere Qualität.
    Und so leben wir in einer Familie als "Allesfresser", Vegetarier und "Fischesser" friedlich zusammen und halten das Gespräch am Laufen.
    Liebe Grüße und guten Appetit!

    • Gudrun
      21. Dezember 2015 at 7:04

      Dass ohne Fleisch Nährstoffe fehlen ist Quatsch. Ich bin Vegetarier und lebe fast vegan und das aus Überzeugung. Ich missioniere niemanden und meine jeder soll essen was seine innere Überzeugung ist. Wichtig ist nur dass man Dinge auch mal hinterfragt. Aber das mit den fehlenden Nährstoffen ist wirklich Unsinn. Dann hätten 7,8 Millionen Menschen die vegetarisch leben Mangelerscheinungen plus die fast eine Million Veganer dazu.

  • Steffi G.
    21. Dezember 2015 at 10:42

    Toller Post. Ich war erst recht überrascht den in anderen Blogs sieht man überwiegend Post über vegane Ernährung.
    Ich esse auch gerne Fleisch schaue aber auch wo ich es her bekomme.Leider gibt es genug Leute denen es egal ist und kaufen ohne nachzudenken billiges Fleisch aus Massentierhaltung.
    Ob Veganer, Vegetarier oder Fleischesser. Man sollte schon schauen welche Lebensmittel man isst und sich vielleicht auch mal damit auseinander setzen. Das tun leider viel zu wenige.
    Der Shop ist übrigens ganz toll, ich glaube da werde ich mal nach den Tagen etwas stöbern gehen.
    Liebe Grüße Steffi