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sommerstippvisite | blickgewinkelt

Zum Leidwesen des Mannes
ist mir wohl eine extra große Portion Entdeckerdrang in die Wiege gelegt
worden, außerdem fehlt mir als technische Redakteurin anscheinend
beruflich das Kreative in der Arbeitssuppe. Auf meinem Blog erzähle ich
deshalb über alles, was mein Leben spannend macht – ob nun auf meinen
Reisen oder im Alltag in Berlin; zu entdecken gibt’s immer was. Schreib-
und Foto-Orgien bleiben da nicht aus. 
[dear international readers, i’m sorry, but this GUESTBLOGGER posting is
availabe in german language only. i hope, you enjoy stopping by anyway
and if you’re interested in the [sometimes quite weird] translation of
google translator, please feel free to click the TRANSLATE button in my
left sidebar. thank you for your understanding! nic]
 luzia pimpinella BLOG | sommerstippvisite: gastblogger blickgewinkelt banner
Ihr
könnt Euch vorstellen – ich bin ganz schön aufgeregt durch die Gegend
gehüpft, als Nic mich gefragt hat, ob ich bei ihren Sommerstippvisiten
dabei sein möchte. Natürlich möchte ich, schließlich ist sie eines
meiner Vorbilder wenn es darum geht, sich auch nach Jahren des Bloggens
nicht verbiegen zu lassen, von ihrem einmaligen Stil einmal ganz
abgesehen.
Und weil ich just kurze Zeit später nach Kazachstan
gereist bin, um dort unter anderem auf einer Kamelfarm zu wohnen, dachte
ich, super Gelegenheit, denn: Kamele gehen immer, oder? Meine
Kazachstan-Reise war ziemlich schräg und ich bin in einigen Momenten
wirklich an meine Grenzen gestoßen. Weil das aber alles nicht in einen
kleinen Post passt, gehe ich heute mit Euch einfach ein bisschen
spazieren, den Kamelen hinterher.
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Dieser
Morgen ist still. Ich bin früh um halb sechs aufgestanden, um die
schöne Morgensonne einzufangen und noch ein paar Minuten für mich
alleine zu haben, bevor es auf dem Hof hektisch wird. Ein schon recht
ausgewachsenes Kamelexemplar steht direkt vor mir, als ich aus der
Haustür trete. Ich werde kurz eingeschätzt und stelle anscheinend keine
Gefahr dar – die Baumblätter sind interessanter.
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Die
Jüngeren dürfen sich Nachts außerhalb des Geheges aufhalten, während
die Mütter von ihnen getrennt werden, damit die Kleinen nicht die ganze
Milch wegsaufen, die am Morgen gemolken wird. Und während die Kamele
jetzt langsam erwachen und die Älteren die Morgensonne begrüßen und
wissen, dass sie bald aus dem Gehege dürfen und ihren Tagesmarsch
antreten werden, fangen die Kleinen ungeduldig und vor Hunger an zu
blöken.
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Die Jungkamele sind auf Tuchfühlung: Die Neue wird interessiert gemustert und beknabbert.
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Obwohl
Kamele äußerst friedliche Tiere sind achte ich darauf, sie selbst
entscheiden zu lassen, ob sie Körperkontakt mit mir haben. Die Mütter
der Kleinen könnten sonst eventuell etwas sauer werden. Während ich
in diese vielen sanften, schönen und manchmal etwas skeptischen Augen
schaue, versuche ich, mir die wohlklingenden Namen zu merken: Habiba,
Bakosch, Ell, Luk, Arjerke, Burabaj, Kastuk.
 
Meine
Gastqualitäten zwingen mich anschließend zu einem höflichen Chai und
Frühstück mit Masura, der Hausdame, während Ruslam, ihr Mann, die
Kleinen endlich zu ihren Müttern lässt, damit sie trinken können. Ich
gebe zu, ich wäre lieber bei den Kamelen geblieben.
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Nach
einer Stunde Smalltalk mit Händen und Füßen – ich spreche kein Wort
Russisch und Masura nur Usbekisch, ihre Hand-Fuß-Kommunikation ist
allerdings sensationell! – darf ich endlich los und mache mich auf, in
der kazachischen Steppe die Kamele zu suchen, denn die sind inzwischen
ausgetrieben.
Die ungefähre Richtung weiß ich, habe aber keine
Ahnung, wie weit der Weg sein wird. Die Ebene ist mit leichten Hügeln
durchzogen, ich kann höchstens zwei Kilometer weit sehen, und auch der
Hof hinter mir ist bald verschwunden. Zurück werde ich aber leicht
finden: Die Stromleitungen führen genau am Hof vorbei.
Das
Steppengras ist fest und dornig, ich bin dankbar für meine
Trekkingschuhe; kaum zu glauben, dass Kamele das fressen können.
Außerdem soll es hier vor (ungiftigen) Schlagen wimmeln. Tatsächlich
sehe ich viele Spuren, aber keine einzige Schlange.
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Am
Anfang folge ich den Kamelpfaden, die verstreuen sich allerdings
regelmäßig und lösen sich im Nichts auf. Entgegen dem, was ich gelesen
habe, scheinen diese Kamele nicht grundsätzlich in Reihe hintereinander
zu laufen.
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Die Steppe ist schön, ich
genieße die Sonne, den blauen Himmel und untersuche interessiert die
erstaunlich vielfältige Flora und Fauna. Überall wächst wilder Weizen,
Mohnblumen wechseln sich mit Planzen ab, die ich nicht kenne und von
denen Ruslam einige als Heilkräuter einsetzt, wie er mir erzählt hat. Pillendreher, oder auch Scarabaen, rollen in ihrer drolligen Art Mistkugeln herum.
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Nach etwa 5 Kilometern überhole ich eine riesige Ziegenherde. Ihr lautes, stetiges Blöken ist noch lange hörbar.
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Auf
dem Weg kann ich meinen Gedanken nachhängen und die letzten sehr
aufregenden Tage Revue passieren lassen. Das hier ist die ehemalige
Sowjetunion und meine erste Reise nach Osten. Das neue Land Kazachstan
ist nicht einmal so alt wie das wiedervereinte Deutschland, und das
spüre ich überall. Der Kulturschock steckt mir überraschend tief in
meinen Gliedern.
Auch hatte ich nicht damit gerechnet, auf einer
Dromedar-Farm zu landen (Dromedare sind die einhöckrigen Kamele), denn
eigentlich bin ich extra nach Asien gereist, um die hier heimischen
Trampeltiere (die zweihöckrigen Kamele) kennen zu lernen. Warum man
extra Dromedare hierher importiert hat obwohl Trampeltiere viel besser
an das kalte Klima im Winter angepasst sind, ist mir schleierhaft. All
das muss ich zu Hause nachrecherschieren, denn hier habe ich natürlich
kein Internet und bin froh, dass es überhaupt Strom gibt, womit ich gar
nicht gerechnet hatte. Das Plumsklo ist überraschend sauber  – naja, den
Verhältnissen entsprechend; die Leute sind sehr freundlich, wenn auch
leider nur zu Menschen. So blubbert mein Hirn vor sich hin.
Warum
ich so etwas mache, frage ich mich. Vielleicht, weil ich Abenteuer
suche. Vielleicht, weil ich Kamele großartig finde und festgestellt
habe, dass die Geschichte der Kameldomestizierung unheimlich spannend
ist. Vielleicht, weil ich einen an der Waffel habe. Aber ganz sicher, um
besondere Momente zu sammeln, auf die ich später zurückblicke und dann
hoffentlich sage: Hat Spaß jemacht, hat Dir det Hirn erweitert, haste
jut jemacht.
Nach knapp 2 Stunden kann ich die Umrisse der Kamele am Horizont ausmachen – endlich.
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Wieder
fällt mir auf, wie sehr mich Kamele an die Saurier aus “Jurassic Park”
erinnern, besonders von weitem. Bedächtig schreiten sie umher, recken
ihre langen Hälse zu Boden und fressen, was die Steppe hergibt. Sie
strahlen absolute Ruhe aus.
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Ich sitze
stundenlang im Gras, schaue ihnen zu, laufe ganz gemächlich mit ihnen
mit und bin – vermutlich völlig beknackterweise – glücklich.
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